Eid al-Adha
Ein Familienfest für Hilfsbereitschaft und grenzenloses Vertrauen in Gott
Weltweit feiern mehr als eineinhalb Milliarden Muslim*innen vom Abend des 21. bis zum 25. August das Opferfest. Es ist das höchste islamische Fest und bildet den Höhepunkt und zugleich Abschluss der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch). Eid al-Adha richtet sich nach dem islamischen Mondkalender – weshalb es jedes Jahr ungefähr elf Tage früher stattfindet. Das Fest erinnert an eine berühmte Erzählung, in deren Zentrum der Prophet Ibrahim (Abraham) steht, welcher der Überlieferung zufolge auf eine göttliche Probe gestellt wurde. Um die Treue Ibrahims zu testen, forderte Allah ihn auf, ihm seinen erstgeborenen Sohn Ismael (Isaak) zu opfern. Der tiefgläubige Ibrahim wollte, trotz großer Trauer, dem Wunsch Gottes folge leisten, doch als Allah dieses Gottvertrauen und die Bereitschaft zu Gehorsam in ihm erkannte, gebot er Ibrahim im letzten Augenblick Einhalt. Voller Dankbarkeit opferten Ismael und Ibrahim ihm daraufhin einen Widder, den sie mit Bekannten und hilfsbedürftigen Menschen teilten.
Diese Geschichte ist eine wichtige verbindende Gemeinsamkeit für die drei großen abrahamischen Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum und ist in ähnlicher Form sowohl im Koran, als auch in der Tora und Bibel überliefert. Dennoch erinnern nur Menschen muslimischen Glaubens an diese bestandene Vertrauensprüfung mit einem ausgiebigen Fest. Die Feierlichkeiten folgen dabei einem traditionell gewachsenen Ablauf, der auf das erste Opferfest, welches der Prophet Mohammad feierte, zurückgeht. Am Tag Eid al-Adha, dem Tag Arafat, beten die Gläubigen von mittags bis abends. Diejenigen, die nicht auf der Pilgerfahrt (Haddsch) sind, fasten außerdem. Es heißt, dass ihnen dann die Sünden für das vergangene und aktuelle Jahr verziehen werden. Am ersten Morgen des Opferfestes wird gemeinsam gebetet, häufig in einer Moschee oder an einem dafür vorgesehenen offenen Platz. Den restlichen Tag verbringen viele gemeinsam mit Verwandten und Bekannten oder gedenken ihrer Verstorbenen Familienmitglieder. Als Zeichen der Freundschaft und Hilfsbereitschaft beschenken sich viele Muslime ähnlich wie Christ*innen an Weihnachten.
In Erinnerung an die Geschichte Ibrahims und Ehren Allahs schlachten Familien traditionell, soweit es ihnen finanziell möglich ist, auf rituelle Art (Schächtung) ein Schaf, seltener eine Ziege. Das Opfertier wird in drei Teile zerlegt, von denen zwei als Zeichen der Hilfsbereitschaft und Gemeinschaft verschenkt werden. Ein Drittel bekommen oft Freunde und Verwandte, ein Drittel bedürftige Menschen und nur das letzte Drittel isst die Familie selbst. Die Relevanz des Tieropfers ist unter den muslimischen Gelehrten umstritten, die Meinungen darüber gehen von einer Pflicht zum Opfern bis hin zu einem etablierten Brauch, der eine eher lockere Konvention darstellt. Doch nicht nur innerhalb des muslimischen Glaubens wird dieser Brauch diskutiert: So benötigt man in Deutschland eine spezielle Genehmigung für das Schächten eines Opfertiers. Unabhängig vom traditionellen Tieropfer spenden viele Muslime anlässlich des Festes etwas an Bedürftige vor Ort, oder schicken Geld zu Menschen in Gegenden, die auf Hilfe angewiesen sind.
Aufgrund der aktuell fast fünf Millionen Muslim*innen, die in Deutschland leben, sowie des hohen Stellenwertes dieses Feste für Gläubige, sprechen sich Aktionsbündnisse und auch Politiker*innen für die Einführung eines gesetzlichen muslimischen Feiertages in Deutschland, beispielsweise anlässlich des Opferfestes, aus. Dies könnte ein wichtiges Signal für die gelebte Wertschätzung religiöser Vielfalt in Deutschland sein.
Eid Mubarak!
Quellen bzw. mehr dazu unter:
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-08/mekka-hadsch-opferfest-islam-fs-bilder-2
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/familie/wie-erklaere-ich-s-meinem-kind/kindern-erklaert-wie-muslime-das-opferfest-feiern-15751884.html